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4 Wassertiere 16 Landart 4 Kl

Naturpark Karwendel – 20. bis 23. Mai 2021 – „Wasser“

Wir sind alle getestet, geimpft oder genesen. Die FFP2-Masken sind stets griffbereit und der physische Abstand ist kein Hindernis für soziale Nähe.

Der Lebensraum Wasser lässt sich in Nordtirol in zwei Gebieten besonders gut erleben. Während die Gruppe zwei mit Daniel den Lech erkundet sind wir in Hinterriß am Rißbach.

 

   

Der Ahornboden ist eine besondere Kulturlandschaft mit Ahornen, die bis zu 600 Jahre alt sind. Jeder dieser alten Ahorne ist ein eigenes Ökosystem. An einem Exemplar wurden über 100 Moos- und Flechtenarten festgestellt – die ihrerseits wieder viele Kleinlebewesen beherbergen.

Grauspecht und Trauerschnäpper sind zwei besondere Charakterarten dieser Landschaft. Beide sehen und hören wir. Hermann, der Geschäftsführer vom Naturpark Karwendel gewährt uns Einblicke in die Geschichte und Biologie. Am Abend führt er uns durch das Naturparkhaus in Hinterriß, außerdem präsentiert er uns einen sehr plastischen Überblick zu den Gewässer-Lebensräumen in Tirol.

 

 

 

Die Blütenpracht ist in diesem kühlen Frühjahr in Hinterriß überschaubar. Vera bringt daher Blumen aus dem Inntal mit. „Was blüht denn da?“ ist die Frage, die sich vielen anfangs stellt. Mit dem gleichnamigen Bestimmungsbuch lässt sie sich überraschend gut beantworten. Die beeindruckenden Werke „Flora Helvetica“ und „Exkursionsflora Österreich“ sind für die Fortgeschrittenen. Die Mini-Herbarien dienen als Merkvorlagen, sind kreativ und bleiben jahrzehntelang attraktiv.

 

 

     

Auf dem Weg zum Rißbach kommen wir an einem Tümpel vorbei – an dem wir nicht vorbeikommen. Zu viel gibt es da zu entdecken: Bergmolche, Grasfrösche und deren Kaulquappen und eine Besonderheit der Schotterbänke – die Flussuferwolfsspinne. Das Beobachten und auch Anfassen der Amphibien ist ein wertvoller Teil, um den Naturbezug zu vertiefen. Achtsamer Umgang versteht sich von selbst.

 

   

Am Rißbach wird uns ein Paradoxon bewusst. Das Lebenselixier eines reißenden Gebirgsbaches ist gerade seine zerstörerischen Kraft, die Schotterbänke umlagert und vegetationsfreie Flächen schafft. Einige Spezialisten sind auf genau diese Lebensräume angewiesen: Flussuferläufer, Gefleckte Schnarrschrecke, Dünen-Sandlaufkäfer und die Flussuferwolfsspinne.

Die Tiere im Wasser sind an die Dynamik von Wasser und Geschiebe angepasst. Eintagsfliegen- und -Steinfliegen-Larven halten sich mit Krallen fest und haften mit ihrem Körper an Steinen. Köcherfliegen-Larven haben ein schweres Gehäuse aus Steinen, um nicht weggeschwemmt zu werden.

 

     

Barbara weiht uns mit ihrer ansteckenden Begeisterung in die Geheimnisse der Lebewesen in Gebirgsbächen ein. Die Landart-Ergebnisse belegen, dass wir uns die Tiere genau angeschaut haben.

 

 

 

Erlebnispädagogik mit Philipp ist ein Erlebnis. Dort, wo der Hasentalbach in den Rißbach mündet, finden wir ein geeignetes Waldstück. Ein Unterstand ist schnell errichtet. Die Reflexion des gruppendynamischen Prozesses dahinter dauert wesentlich länger und ist ein entscheidendes Element in der Erlebnispädagogik. Fest steht, dass in der Gruppe am dritten Tag bereits bemerkenswertes Vertrauen herrscht. Das braucht es auch für die Durchquerung des „heimtückischen Moores“.

 

 

   

Magnus ist der Mann, der Steine zum Reden bringt, und Jahrmillionen der Erdgeschichte anschaulich komprimieren kann. Die komplexe Entstehung der Alpen wird greifbar und begreifbar.

 

 

Mit Magnus erkunden wir auch das Reither Moor. Beim Nachstellen der Moorentstehung wird klar, dass Moore „Kinder der Eiszeit“ sind. Nach dem zurückweichend der Gletschern verlanden Seen und lassen Moore entstehen. Gleichzeitig sind Moore „Retter des Klimas“, weil sie Kohlenstoff langfristig speichern können.

 

 

Der Weg ins Moor ist abenteuerlich und erkenntnisreich. Unter uns befinden sich zwei Meter Torf – die sich in zweitausend Jahren entwickelt haben. Moore wirken sich ausgleichend auf das regionale Klima aus, können Unmenge an Wasser speichern und besitzen eine einzigartige Flora.

 

           

Fieberklee, Mehlprimel und Sumpf-Baldrian wachsen an den feuchten bis nassen Standorten – Sonnentau, Rosmarinheide und Moosbeere direkt in den Moospolstern. Hauptdarsteller sind die Torfmoose, die den Lebensraum prägen.

 

    

Moore sind Archive der Vegetationsentwicklung und lassen Rückschlüsse auf die menschliche Besiedelung der Region zu. Das Moor wächst im Jahr um 1 mm. Mit einer Bohrung in 2 m Tiefe kann man also 2.000 Jahre in die Vergangenheit „schauen“. Beim Pollen-Spiel wird die Wiederbesiedelung der Vegetation nach der letzten Eiszeit nachvollzogen.

 

 

 

Den Abschuss des ersten Moduls gestaltet Andreas mit dem Thema Naturschutz. Das Naturschutzgebiet Reither Moor bietet das passende Ambiente dafür. Beim gedanklichen Errichten eines „Mini-Schutzgebietes“ werden die Nutzungskonflikte augenscheinlich. Es kann immer nur Kompromisse mit ausgewogener Nutzung und notwendigem Schutz geben.

 

Wir stehen hier am Reiter Moor,

und wissen mehr als noch zuvor.

 

Dass hier vor 20.000 Jahren

1000 m dicke Gletscher waren.

 

Die Kraft, man stellt sie sich kaum vor.

Das Ergebnis: der Wildsee und das Reither Moor.

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