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3 Botanik Exkursion 25 Kl

Nationalpark Hohe Tauern – 30. Juni bis 3. Juli 2022 – „Gebirge“

Das letzte Modul des Naturführerkurses findet wie immer im Nationalpark Hohe Tauern, in Kals am Großglockner statt.

 

Hier treffen sich auch beide Naturführer-Gruppen zum ersten Mal. An den Abenden werden in geselliger Runde die aktuellen Naturerlebnisse ausgetauscht.

 

Das Nationalparkhaus in Matrei bietet einen ausgezeichneten Überblick zum Thema Gebirge mit all seinen Bewohnern. Ranger Andreas führt uns am ersten Tag durch die Ausstellung und vermittelt wertvolles Hintergrundwissen.

Am Nachmittag leitet Andreas die Wildtierbeobachtung ins Ködnitztal. Die „großen Fünf“ sehen wir nur im Ausstellungsraum. Durch die lange Hitzeperiode haben sich die Steinböcke in höhere, schattigere Bereiche zurückgezogen. Immerhin können wir Gämsen und Murmeltiere beobachten. Die großartige Naturkulisse am Fuße des Großglockners ist einzigartig. Ganz nebenbei kreuzen zwei botanische Raritäten unseren Weg. Eine Orchideen-Hybride aus Kohlröschen und Mücken-Händelwurz sowie die Ährige Glockenblume.

 

Tag zwei ist der Geologie gewidmet. Magnus nimmt uns als Einstieg auf eine geologische Zeitreise mit. Damit wird die Entstehung vom Serpentinit des Glocknermassivs nachvollziehbar.

Der Weg durch die Dabaklamm ins Dorfertal ist spektakulär. Hier sollte einst eine Staumauer errichtet werden. Durch den standhaften Einsatz der Kalser Bäuerinnen ist dieses ursprüngliche Tal mit seinen Wiesen und Weiden erhalten geblieben.

Mit seinem legendären Rieselbild lässt Magnus vor unseren Augen die Entstehung der Alpen im Zeitraffer sichtbar werden – Vulkanausbrüche inklusive. Zum Abschluss des Geologie-Tages schauen wir die bunten Steine des Kalserbaches genauer an. Größe, Form, Farbe, Härte, Mineralienbestand und Dichte lassen sich gut untersuchen. Die Kunstwerke, die wir hinterlassen, sind nicht von Dauer. Beim nächsten Gewitter schickt der Bach die Steine weiter auf die Reise.

 

Der dritte Tag ist ganz den Pflanzen im Hochgebirge gewidmet. Die Bergtour beginnt an der Waldgrenze in den Hochstaudenfluren. Schon bald lichten sich die Gehölze und wir treffen im Almrosengebüsch auf eine Kreuzung zwischen Rostblättriger und Bewimperter Alpenrose. In den Weiden wächst das Lebendgebärende Rispengras, das anstatt Samen Klone ausbildet.

Vera kennt zu allen Höhenstufen die Charakterarten und die jeweiligen Anpassungs-Strategien. Jacquins Binse bildet für eine grasartige Pflanze wunderschöne Blüten aus. Gletscher-Nelke ist nur sehr vereinzelt anzutreffen. Nach einem ausgiebigen Stopp in den Blaugras-Horstseggenrasen sind wir auch schon in der Kernzone des Nationalparks.

Auf den letzten 200 Höhenmetern vor der Stüdlhütte lockert die Vegetation immer mehr auf. Der Zweiblütige Steinbrech ist eine Art, die knapp unterhalb zu finden ist.

 

Auf dem Plateau hinter der Stüdlhütte (2.802 m) sind wir mitten in der subnivalen Stufe angekommen. Trotz des rauen Klimas ist hier eine bunte Blütenpracht zu finden. Die kompakten Polster schaffen ihr eigenes Kleinklima und die bunten Blüten locken die wenigen Bestäuberinsekten an, die mit diesen Bedingungen zurechtkommen.

Der Blick zum Abbruch des Teischnitzgletschers ist beeindruckend. Gleichzeitig stimmt es uns nachdenklich, wie weit sich die Alpen-Gletscher in den letzten Jahrzehnten zurückgezogen haben. Es ist heuer auch das erste Jahr, in dem wir den gesamten Weg zur Lucknerhütte gehen müssen. Sonst konnten wir immer mehrere hundert Meter über Schneefelder rutschen.

 

Die Alpendohlen können wir in den Aufwinden bei ihrer Luftakrobatik bestaunen und knapp unterhalb der Hütte treffen wir doch noch einige Steinböcke, die mit ihren Kletterkünsten beeindrucken.

 

Nach drei Tagen mit teils fordernden Bergtouren ist es angenehm, den Abschlusstag im Seminarraum zu verbringen. Martin unterweist uns in der Kunst der Kommunikation. Die Anforderungen zum Leiten von Gruppen sind mannigfaltig – der Weg zum/zur routinierten Naturführer/in ist ein langer – und ein lohnender. Ebenso wie bei der Naturkunde gibt es hier unbegrenztes Entwicklungspotential – genug für das ganze Berufsleben von NaturführerInnen – und darüber hinaus.

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