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Blaumeise

Brutal!

Heute nervt schon die bloße Anwesenheit der anderen. Nach bald zwei Wochen „aufeinander picken“ ist das wahrscheinlich kein Wunder. Etwas tröstlich ist für mich, dass es in der Natur ähnlich brutal und blutrünstig zugeht wie bei uns am Frühstückstisch.

Die Blaumeisen fliegen unseren Nistkasten immer wieder an. Scheinbar haben sie ihn als Bruthöhle akzeptiert. Was so entzückend ausschaut, hat oft eine mörderische Vorgeschichte: Meisen sind nicht zimperlich, wenn es um die Auswahl und Verteidigung ihrer Brutplätze geht. Kohlmeisen beispielsweise töten Trauerschnäpper, fressen ihr Gehirn und okkupieren die Nisthöhlen! Sie sind im Frühjahr allgemein sehr aggressiv, auch wenn es um Futterbeschaffung für sich und ihre Jungen geht.

Durch den Klimawandel beginnt der phänologische Frühling immer früher. Die Brutzeit bei Meisen hat sich bereits bis zu zwei Wochen nach vorn verschoben. Haben sie dadurch einen enormen Vorteil gegenüber Zugvögeln wie dem Trauerschnäpper, der zunächst den weiten Weg aus Afrika zurücklegen muss?

Man könnte annehmen, dass eine frühere Brutzeit die Konflikte entschärft, weil die Standvögel vielleicht schon fertig sind, bevor die Zugvögel eintrudeln. Aber auch die Zugvögel passen sich dem Klima an, wählen kürzere Strecken oder fliegen früher los. Die Revierkämpfe sind in diesem Fall nur zeitlich vorgezogen.

Der Einfluss der Klimaveränderungen auf Tier- und Pflanzenarten — ein spannendes Thema, das uns in den kommenden Jahren zunehmend beschäftigen wird…vorausgesetzt, wir schlagen uns in der Quarantäne nicht vorher schon die Köpfe ein.

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