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Der Letzte Wilde – Naturführer:innen im Naturpark Tiroler Lech, 4.-7. Mai 2023

Mit dem „Letzten Wilden“ haben wir den perfekten Hauptdarsteller für das erste Modul der Tiroler Naturführer:innenausbildung ausgesucht. Im Naturpark Tiroler Lech werden Lebensräume im und am Wasser im Mittelpunkt der naturkundlichen Auseinandersetzung stehen – und außerdem für den weiteren Kursverlauf wichtige Grundlagen der Geologie und Botanik erarbeitet. Einiges an Wasser von oben war auch in der Wettervorhersage bis vor kurzem noch angekündigt, doch am Ende sind ein paar kurze Sonntagsschauer, die wir vom Schutz eines Unterstandes aus beobachten, das Schlimmste, was wir in den vier Kurstagen, die wir fast ausschließlich im Freien verbringen, an Niederschlag abbekommen.

Magnus Lantschner erklärt die Entstehung von Mooren

Barfußwanderung im Moor

 

 

 

 

 

 

 

Ziel der ersten Exkursion ist das Hochmoor bei Heiterwang. Zum Einstieg präsentiert der Natopia-Geologe Magnus Lantschner zwei spielerische Annäherungen an die komplexen Themengebiete Klimageschichte und Moorentstehung. Was hat ein serbischer Mathematiker namens Milanković mit den Eiszeiten zu tun, und unter welchen Bedingungen wölben sich Moore im Verlauf der Jahrtausende uhrglasförmig auf? Magnus ist bekannt für seine innovativen Methoden, mit denen er sein Fachwissen auf interaktive und unterhaltsame Art und Weise vermittelt. Auf der Barfußwanderung gehen wir mit dem Latschen-Hochmoor auf Tuchfühlung. Der Vegetationswechsel am Übergang ins Hochmoor ist sowohl für die Fußsohlen als auch für die Augen deutlich wahrnehmbar – die Wald- und Wiesenpflanzen der Umgebung können unter den sauren und nassen Bedingungen im Hochmoor, ganz vom Grundwasserregime abgetrennt, nicht bestehen. Sie werden von stresstoleranten Spezialisten abgelöst: wir stoßen auf die typische Hochmoor-Pflanzengesellschaft rund um Rosmarinheide, die Gewöhnliche Moosbeere und den fleischfressenden Rundblättrigen Sonnentau. Am charakteristischsten für diesen Lebensraum sind allerdings die Torfmoose, die ihre Umgebung durch Protonenabgabe aktiv zu versauern vermögen und sich somit die Konkurrenz vom Leibe halten. Diese einfach gebauten Pflanzen wachsen an der Spitze nach oben und sterben unten ab. Dadurch bilden sie über Jahrhunderte und Jahrtausende den Hauptanteil der meterdicken Torfschichten (ca. ein Millimeter Zuwachs pro Jahr), die das Hochmoor kennzeichnen. Magnus hat eine Lawinensonde mit dabei, um die Dicke des Torfkörpers unter uns zu verdeutlichen. Diese Torfschichten sind in Zeiten des Klimawandels als immense Kohlenstoffsenke von besonderer Bedeutung – obwohl Moore nur mehr drei Prozent der Landfläche der Erde einnehmen, speichern sie mehr Kohlenstoff als alle Wälder weltweit. Grund dafür ist, dass der Abbau von organischem Material im sauren, nassen und sauerstoffarmen Moormilieu stark eingeschränkt ist. Diese Tatsache haben sich Palynologen (Pollenkundler:innen) zunutze gemacht. Sie entnehmen Torfproben aus verschiedenen Tiefen und können über die darin enthaltenen Pollen und deren mengenmäßige Zusammensetzung Rückschlüsse auf die Vegetationsgeschichte seit der letzten Eiszeit ziehen. Zu diesem Thema hat sich Magnus für die Teilnehmer:innen einen spannenden „Pollenkrimi“ ausgedacht – ausgehend von stark vergrößerten Pollenproben wird die Klimageschichte des Standortes rekonstruiert.

Sonnentau suchen im Hochmoor

Pollenkrimi auflösen

 

 

 

 

 

 

 

Moore und Feuchtgebiete sind mit am stärksten vom globalen Trend der Zerstörung natürlicher Ökosysteme betroffen, sind sie doch in ihrem ursprünglichen Zustand für den wirtschaftstreibenden Menschen kaum nachhaltig nutzbar. So wurden mehr als neun Zehntel der mitteleuropäischen Moorflächen für die Flächengewinnung entwässert oder durch industriellen Torfabbau irreversibel verändert. Im Naturschutz gibt es heute vielerorts Bemühungen zur Renaturierung geschädigter Moorökosysteme – dafür werden die Entwässerungsgräben wieder zugebaut, und im sich stauenden Wasser kann wieder Torfbildung einsetzen.

Am Nachmittag des ersten Kurstages präsentiert Andreas Jedinger, Naturschutzbund-Obmann und Geschäftsführer von Natopia, wichtige biologische und ökologische Begrifflichkeiten – ein Grundwortschatz sozusagen, um bei Naturschutz- und Umweltthemen mitreden zu können. Bei einer Planungsaktivität zum Einstieg definieren Kleingruppen jeweils ein imaginäres Schutzgebiet mit den Maßnahmen, die ihnen zum Erreichen der Naturschutzziele vorschweben.

Naturschutzexperte Andreas Jedinger

Diskussion Schutzgebiet

 

 

 

 

 

 

 

Das Verständnis verschiedener biologischer Konzepte und pflanzlicher Konkurrenzstrategien, die Andreas spielerisch und bildhaft aufbereitet hat, macht deutlich, dass Artenschutz auch immer mit Lebensraumschutz einhergehen muss. Kein Organismus kann auf Dauer isoliert bestehen, wenn ihm seine ökologische Nische abhanden kommt. Eine unterhaltsame Rollenspiel-Aktivität zu den Themen Energiewende und Schutzgebiete lässt erahnen, dass behördliche Prozesse zäh sind und Naturschutzerfolge oft das Ergebnis mühsamer Kämpfe und langwieriger Verhandlungen sind. Die angehenden Naturführer:innen sind dazu aufgerufen, als Schnittstelle mit der Öffentlichkeit eine Stimme für die Natur zu werden und Naturschutzthemen in ihre Tätigkeit mit einfließen zu lassen.

Ökologische Grundbegriffe

Rollenspiel Projektplanung

Für die Exkursion mit Bodenökologin Julia Seeber haben wir uns ein Auwaldstück unweit von Elmen ausgesucht, welches direkt an die dorfnahen landwirtschaftlichen Flächen angrenzt. Doch bevor wir den Boden auf seine Bewohner hin untersuchen, werden die Grundlagen der Bodenbildung erklärt. Im Alpenraum blicken die Böden auf eine höchstens 10.000-jährige Geschichte zurück – den „eiszeitlichen Hobel“ hat kein vorher entstandener Boden überstanden. In günstigeren Lagen im Talboden haben sich nichtsdestotrotz nährstoffreiche Braunerden ausgebildet. Julia stellt den Pürckhauer-Bohrstock vor, ein unverzichtbares Instrument zum Erforschen der Bodenhorizonte. Damit können wir über einen halben Meter weit in den Boden „hineinschauen“. Noch bevor wir uns auf die Suche nach den Bodenorganismen selbst machen, gehen wir auf Spurensuche und versuchen ihre Tätigkeit durch das Sammeln verschiedener Zersetzungsstadien organischen Materials sichtbar zu machen.

Bodenökologin Julia Seeber

Pürckhauer-Bohrstock zur Entnahme eines Bodenprofils

Die Natopia-Bodentiere-Plane soll eine eigenständige Zuordnung der Funde ermöglichen. Dazu werden zuerst die Grundbegriffe geklärt und die wichtigsten Verwandschaftsgruppen abgesteckt. Von Regenwürmern, Fadenwürmern, Schnecken, Zweiflüglerlarven über die verschiedenen Insektengruppen bis hin zu Spinnentieren, Asseln und Tausendfüßern reicht die Palette der in Laubstreu und Totholz zu erwartenden Funde. Es sind nicht nur die oft zitierten Regenwürmer, von denen es etwa 20 Arten in Tirol gibt, die durch ihre Lebensweise als Destruenten und Bioturbatoren viel zur Funktion und Gesundheit der meisten terrestrischen Lebensräume beitragen und auch für den landwirtschaftstreibenden Menschen von enormer Bedeutung sind. Eine ganze Schar von Organismengruppen in der Streu und im Boden ist zu unterschiedlichen Zeitpunkten am Abbau der anfallenden toten organischen Substanz beteiligt. Wir finden zum Beispiel verschiedene Vertreter der Gruppe der Tausendfüßer: viele pflanzenfressende Schnurfüßer und einen Saftkugler, der sich bei Gefahr zu einer kleinen harten Kugel formen kann – der erste Teil ihres Namens hingegen kommt von dem leicht giftigen und klebrigen Saft, mit dem sie sich bei Gefahr zu wehren vermögen. Wir haben die Möglichkeit zum direkten Vergleich mit Asseln. Diese sehen auf den ersten Blick ähnlich aus, haben aber eine ganz andere Verwandtschaft – als landlebende Krebstiere sind sie an sehr hohe Luftfeuchtigkeit gebunden und finden sich daher niemals im ungeschützten Sonnenlicht. Auch die auffälligen räuberischen Vertreter der Hundertfüßer bleiben unserem Forscherblick nicht verborgen: der Steinläufer geht auf aktive Beutejagd und überwältigt die Beute mit seinem Gift.

Bestimmungsübung Bodentiere

Laufkäfer auf der Bestimmungsplane

 

 

 

 

 

 

 

In der artenreichen Klasse der Insekten bilden wiederum die Käfer jene Ordnung, welche die weltweit größte Artenvielfalt (350.000 beschriebene Arten!) aufweist. Wir stoßen unter anderem auf einen auffälligen räuberischen Laufkäfer und die „Drahtwürmer“ genannten und bei Bauern gefürchteten Larven der Schnellkäfer: der Saatschnellkäfer kann bedeutende Ausfälle im Getreide- oder Kartoffelanbau bewirken. Adulte Schnellkäfer können ganz andere Tricks: mithilfe des namensgebenden Schleudermechanismus können sich die Tiere von der Rückenlage aus in die Luft katapultieren. Eine Größenordnung kleiner, aber nicht weniger faszinierend, sind die winzigen Springschwänze, die als Indikator für eine lockere Bodenstruktur gelten, und die intensiv gefärbte Rote Samtmilbe.

Am Nachmittag gibt es ein Wiedersehen mit Magnus Lantschner und der Geologie. Zum besseren Verständnis der „tiefen Zeit“ („Deep Time“) führt er uns an die selbst gestrickte 46 Meter lange Zeitschnur. 4,6 Milliarden Jahre Erdgeschichte und die durch fossile Belege dokumentierten wichtigsten Ereignisse in der Entwicklung und Auslöschung des Lebens werden so greifbarer. Geolog:innen denken nunmal in ganz anderen zeitlichen Maßstäben, an die wir uns mittels einer Reise in die Vergangenheit über Zehnerpotenzen annähern.

Geologe Magnus Lantschner mit Zeitschnur

Evolution im Zeitraffer beim Eichhörnchenspiel

 

 

 

 

 

 

 

Spielerisch abgehandelt werden auch die Mechanismen der Evolution, und zwar mittels einer Variante des unter Naturpädagog:innen bekannten Eichhörnchenspiels. Plattentektonik und Erdmantelkonvektion, welche die Antriebskräfte der Gebirgsbildung darstellen, werden in Miniaturversion im Wasserglas simuliert. Etwas Tinte, Eiswürfel und heißes Wasser bringen Farbe in jene Wissensbereiche, die von Laien oft als trocken und schwer zugänglich wahrgenommen werden. In einer abschließenden Einheit im Gemeindesaal werden auf ähnlich bildhafte Art die globalen Prinzipien auf die alpine Gebirgsentstehung heruntergebrochen. Dank der vielen Puzzles, Decken und Kärtchen, die Magnus dazu mitgebracht hat, werden diese komplexen Sachverhalte für die Naturfüher:innen zugänglicher, bis wir schließlich auf der Geologischen Landkarte Tirols unseren Platz finden.

Konvektionsexperiment

Deckenaufbau der Alpen

 

 

 

 

 

 

 

Vor dem Abendessen kommt noch der Naturpark „bei uns“ zu Besuch – aufgrund der Sperrung des Naturparkhauses wegen Erneuerungsarbeiten an der Klimmbrücke drehen wir den Spieß heuer um. Nora Schneider stellt die Aktivitäten des Vereins Naturpark Tiroler Lech sowie vergangene und aktuelle Renaturierungsprojekte vor, und gibt uns einen Überblick über die biologischen Besonderheiten, welche den letzten großen Alpen-Wildfluss nordseitig des Hauptkamms so einzigartig und schützenswert machen.

Auch der Samstag zeigt sich wettermäßig um einiges freundlicher, als es der Wetterbericht vorauszusagen wagte. So ein Glück, denn mit der Limnologin Barbara Depisch steht die Erforschung von Fließgewässern auf dem Programm. Nach einem Vortrag über die Erkennungsmerkmale und Ökologie der häufigsten Insektenlarven heimischer Fließgewässer fahren wir nach Forchach zur neu gebauten Hängebrücke über den Lech. Dort gibt es Gelegenheit, ein Wildfluss-Renaturierungsprojekt kurz nach Abschluss der (Rück)Bauphase zu begutachten. Hier wurden vorhandene Querverbauungen (Buhnen) wieder entfernt und ein Stück Kiefern-Auwald geopfert, um das Flussbett zu erweitern und zwei vorher nur durch einen engen „Flaschenhals“ verbundenen natürlichen Flussabschnitte zu einer ausgedehnten Wildflusslandschaft zu verbinden. Hier zeigt sich der Lech von seiner wilden, ungezähmten Seite, und sein Wasser gräbt sich, freigespielt durch die Baggerhilfe, immer wieder neue Wege durch den Schotter.

Renaturierter Flussabschnitt von der Hängebrücke aus

Keine Angst vor dem Pferdeegel

 

 

 

 

 

 

 

An einem kleinen Quellbach am Wegesrand wird schon auf dem Weg zum eigentlichen Exkursionziel deutlich, dass bei guten Naturführungen die Feste gefeiert werden, wie sie fallen. Wenn sich Bergmolche beider Geschlechter blicken lassen können wir nicht unbeeindruckt vorbei spazieren – besonders das Männchen in der bunten Wassertracht ist ein ausgesprochener Hingucker. Bei der Gelegenheit besprechen wir auch noch die häufigen Amphibienarten Grasfrosch und Erdkröte, und lernen Groß- und Kleinlibellen voneinander zu unterscheiden. Überfahrene Exemplare von Bergmolch und Erdkröte erinnern uns daran, dass viele Amphibien trotz diverser Schutzbemühungen leider dem Straßenverkehr zum Opfer fallen.

Limnologin Barbara Depisch (Mitte)

Der Wasserskorpion, eine Wanze

 

 

 

 

 

 

 

Ein artenreicher Trockenauwald mit Rotföhre und Schneeheide als Charakterarten geht in Richtung Flussbett in den hochdynamischen Lebensraum der Schotterbänke über. Da diese Art von Lebensraum durch die Flussregulierungen und Landgewinnungen der letzten Jahrhunderte so selten geworden ist, sind auch die daran angepassten Tier- und Pflanzenarten regional stark gefährdet. Im Naturpark Tiroler Lech finden seltene Arten wie die Deutsche Tamariske, die Gefleckte Schnarrschrecke, der Flussuferläufer und der Flussregenpfeifer ein wertvolles Refugium. Eine weitere Kuriosität sind die sogenannten Alpenschwemmlinge: sie gelangen als ganze Pflanzenpolster oder mittels ihrer Fortpflanzungsorgane vom Hochgebirge in den Talboden, wo sie auf den freien Schotterflächen des Lech ähnliche Extrembedingungen finden wie in ihrem alpinen Herkunftsgebiet. Beispiele sind die Silberwurz, die Aurikel, der Clusius-Enzian und das Alpen-Leinkraut.

Ausgerüstet mit einfachster Forscherausrüstung nehmen wir einen der Seitenbäche dann genauer unter die Lupe. So wird die Gruppe mit der Methodik des Sammelns vertraut und lernt, anhand einfacher Bestimmungsmerkmale die vorkommenden Insektenordnungen zu unterscheiden. Das von Natopia entworfene Unterwasserfernrohr lädt dazu ein, sich in der strömungsreichen Welt der Fließgewässerorganismen zu verlieren, ohne nass zu werden.

Silberwurz am Lechufer

Stille beim Steintastkreis

 

 

 

 

 

 

 

Besondere Begeisterung rufen verschiedene Arten von Köcherfliegen mit und ohne Köcher hervor, sowie der kuriose Wasserskorpion, welcher wie der zuvor im Quellgewässer gesichtete Wasserläufer zu den Wanzen gehört. Die morphologisch auffallend unterschiedlichen Funde bei den Eintagsfliegenlarven laden ein, sich nicht nur mit taxonomischen, sondern auch mit funktionellen Gruppen zu beschäftigen. Anhand des Körperbaus lassen sich klammernde, schwimmende und grabende Typen identifizieren. Auf der Natopia-Wassertierplane werden die Funde auf Ordnungsniveau zugeordnet und besprochen. Eine Gelegenheit zur Wiederholung der Bestimmungsmerkmale bietet sich bei der Land Art-Aktion in Ufernähe, bei der die Larven einiger besprochenen Insektenordnungen mit angeschwemmten Naturmaterialien in Makrovariante nachgebaut werden. Der meditative Steintastkreis rundet den abwechslungsreichen Tag ab.

Nach diesem intensiven Tag an einem der Gewässer-Hotspots Tirols rundet der Abendvortrag von Hermann Sonntag, Biologe und ehemaliger Geschäftsführer des Naturparks Karwendel, den Tag ab. Er vermittelt mit vielen Bildern und Geschichten ein allgemeines Verständnis für die Ökologie und den Zustand von aquatischen Ökosystemen in Tirol. Auch brandaktuelle Forschungsergebnisse

Am Sonntagmorgen sind wir bei der Hammerschmiede in Vils mit der Biologin Caroline Winklmair verabredet, ihres Zeichens Schutzgebietsbetreuerin und Biberbeauftragte des Landes Tirol. Sie nimmt uns mit auf eine spannende Tour durch „ihr“ Biberrevier – kurioserweise genau jenes Gebiet, aus dem vor gut 200 Jahren der letzte Biber Tirols entnommen wurde.

Präparierter Biber

Nagespuren an Ufergehölzen

 

 

 

 

 

 

 

Seit wenigen Jahrzehnten erlebt der Biber entlang der Tiroler Wasserläufe ein grandioses Comeback. Im Zuge der Exkursion werden wir Schritt für Schritt tiefer in die Welt des Bibers eingeführt, begleitet von den Zeichen am Weg, für die uns Caroline sensibilisiert. Nach den je nach Gehölzdicke keil- oder kegelförmigen Bissspuren am Ufer der Vils erreichen wir einen so genannten Nebendamm, der dem Biber hilft, Nahrungsquellen besser und sicherer zu erschließen. Anhand von Präparaten beschäftigen wir uns mit den Besonderheiten von Gebiss und Fell des ganzjährig aktiven Pflanzenfressers. Die Audurchquerung lässt am ganzen Körper erleben, wie durch Flussrenaturierung und Biberaktivität der Standort an Lebendigkeit und Vielfalt gewonen hat. Unsere Tour gipfelt am Mittelbau, wo wir Interessantes über die Bewegungsgewohnheiten, Wohnansprüche und Familienstruktur des Bibers erfahren. Caroline ist überzeugt, dass durch Aufklärung in der Bevölkerung viele Biber-Vorurteile ausgeräumt werden und so mancher wahrgenommener Interessenskonflikt dadurch im Keim erstickt werden kann.

Durchquerung der renaturierten Au

Caroline Winklmair (rechts im Bild) am Biberdamm

 

 

 

 

 

 

 

 

In der letzten Kurseinheit richten wir bereits ein Auge nach vorn auf die kommenden Module. Botanikerin Vera Margreiter von der Universität Innsbruck wird uns das botanische Grundwerkzeug mit auf den Weg geben, das wir im weiteren Kursverlauf noch gut gebrauchen können. Dass es mitunter kräftig regnet, lässt uns im Schutz eines Vogelbeobachtungsturms kalt.

Botanikerin Vera Margreiter (rechts im Bild)

Magerwiesen-Margerite

 

 

 

 

 

 

 

Nach einer kurzen Einführung in die pflanzliche Systematik und Taxonomie, die Wissenschaften des Einordnens und Benennens, beschäftigen wir uns mit dem Aufbau und Bestimmungsmerkmalen von Pflanzen im Allgemeinen und Blüten und Speziellen. Auf dieser Grundlage aufbauend wird mithilfe von Einschlaglupen und einsteigerfreundlicher Bestimmungsliteratur munter drauflos gearbeitet. Einige wagen sich auch kurz an wissenschaftliche dichotome Bestimmungsschlüssel. Pflanzen werden selbstständig bestimmt und der Gruppe vorgestellt. Einige Teilnehmer:innen testen gleich aus, wie weit die Künstlichen Intelligenzen diverser Pflanzenbestimmungs-Apps schon entwickelt sind, und erzielen so durchaus brauchbare Ergebnisse. Doch besonders faszinierend ist der ganz analoge Blick durch das Lupenglas, der Details sichtbar macht, die vielen bisher verborgen blieben. Vera hat aus dem wärmebegünstigteren Inntal Wiesen-Salbei, Margeriten, Rote Lichtnelken und viele andere Arten in Kübeln mitgebracht. Auf der Feuchtwiese in unserer unmittelbaren Nähe sind noch kaum farbige Tupfer im Grün auszumachen, so sind wir umso dankbarer für die reiche mitgebrachte Blumensammlung.

Bestimmungsübung mit Pflanzen aus dem Inntal

Einsteigerliteratur mit Farbschlüssel

 

 

 

 

 

 

 

 

Voller Inspiration und Dankbarkeit für gelungene Tage bei angenehmem Wetter und motivierten Referent:innen trennen sich unsere Wege vorerst wieder. Ein Dank an die Gemeinde Elmen und das Team vom Gasthof Kaiserkrone für die angenehme Zusammenarbeit!

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