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Primula Eliator

Zarte Frühlingsboten

Die Himmelschlüssel blühen! Welche andere Pflanze könnte geeigneter sein, um die Tore ins Himmelreich öffnen? Trivial werden sie auch Schlüsselblumen genannt – vermutlich wegen ihrer Ähnlichkeit zum Schlüsselbund oder einem einzelnen Schlüssel. Ihr wissenschaftlicher Name Primula veris bedeutet sinngemäß „Die Erste (primus) im Frühling (ver)“.

Schlüsselblumentee gilt als Heilmittel gegen Husten und Rheuma. Die in der Blüte enthaltenen Saponine wirken positiv auf die Schleimhäute. Maria Treben rät bei Nerven- und Herzbeschwerden dazu, die Blüten mit Weißwein anzusetzen. Das Carotin in den Blüten wäre stark genug, um damit Ostereier gelb zu färben.

Aber Moment mal, Schlüsselblumen sind doch geschützt – oder nur die Echte Schlüsselblume oder das Alpen-Aurikel – oder wie war das?

Es gibt feine Unterschiede zwischen den Schlüsselblumen. Die Primula eliator ist die Hohe Schlüsselblume, die wir im Garten haben, siehe Foto. Ihre Blüten sind gelb und duften sehr dezent.

Die Primula veris ist die Echte Schlüsselblume, die ich mal gezeichnet habe, weil ich durch die Ausgangssperre nicht sehr weit gehen kann, um sie zu finden... Sie wächst auf kalkhaltigen, stickstoffarmen Böden und Bergwiesen. Sie zeichnet sich durch orangefarbene Flecken im Blütenschlund und starken Duft aus.

Schmetterlinge und Hummeln werden von den Blüten beider Arten in erster Linie angezogen. Bienen beißen manchmal ein Loch in den Kelch, um seitlich an den Nektar zu gelangen.

Um Selbstbestäubung zu vermeiden, wendet die Primula veris im Gegensatz zur Primula eliator einen sehr interessanten Trick an: Heterostylie, übersetzt „Verschiedengriffeligkeit“. Das heißt, die Staubblätter und der Griffel sind in den zwittrigen Blüten unterschiedlich angeordnet. Entweder hat die Blüte einen langen Griffel und tief liegende Staubblätter oder einen kurzen Griffel und lange Staubblätter. Kniffelig, aber es funktioniert und fördert die Fremdbestäubung.

Dann gibt es noch das Aurikel, Primula auricula, eine alpine Primelart. Sie kommt bis auf 2900m Höhe vor und lieben ebenfalls Kalk. Sie ist ein seltenes Eiszeitrelikt, giftig und streng geschützt.

Aber alle vorher genannten Arten sind ebenfalls gefährdet, denn ihre Lebensräume schwinden durch intensive Nutzung und Landwirtschaft. Auch extensive Wildsammlung ist ein Problem für die Schlüsselblumen. Der WWF hat im Pflanzenportrait eine Beispielrechnung aufgestellt, was passiert, wenn 10.000 kg Schlüsselblumen für die Nutzung als Heilmittel gesammelt werden: https://www.wwf.at/de/schluesselblume/?letter=s

Also freuen wir uns fortan über den Anblick der zarten, gelben Frühlingsboten an Ort und Stelle! Bewegung an der frischen Luft ist in jedem Fall auch gut gegen Erkältung und Gelenkbeschwerden 😉

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